Verdruss: Es ist wie das Long COVID des Lernens. Anfang Januar 2022 erreichte mich die Mutter einer eigentlich erwachsenen Schülerin über das Kontaktformular meiner Webseite. Sie schrieb unter anderem „Sehr geehrte Frau Klausch, ich suche dringend einen Lerncoach/Tutor für meine Tochter (17). Sie ist in der 12.Klasse Gymnasium und es steht das Abitur an. Sie empfindet großen Druck, da die Noten nicht so toll sind. Der „Berg“ wird gefühlt immer größer und sie verdrängt und prokrastiniert häufig.“ Das Abitur für Anne-Marie (Name geändert) war eigentlich in Reichweite, aber sie konnte sich offenbar äußerst wenig motivieren zu lernen.
————– Was war im Allgemeinen das Problem? ————–
Abiturient*innen sind für gewöhnlich in einem Alter, in dem Eltern nur selten helfen bzw. eingreifen. In diesem Fall wurde allerdings schnell klar, dass es sich um eine Art Notfall handelte. Anne-Maries Mutter selbst war es auch nicht angenehm, einzuschreiten und Hilfe zu suchen. Sie schrieb: „Ich würde mit meiner Tochter zu Ihnen kommen, sie möchte allerdings lieber mit Ihnen alleine sprechen. Ich wäre gerne dabei, aber ich bin froh, dass sie sich überhaupt darauf einlässt.“
Da Anne-Marie einem Gespräch unter „Zähneknirschen“ zugestimmt hatte und weil bis zu den Prüfungen nicht mehr viel Zeit war, vereinbarten wird umgehend einen Termin in c.a.t.’s Lernlabor. Anne-Marie erschien mit ihrer Mutter und machte einen sehr selbstbewussten Eindruck. Klar, mit 17 und kurz vor dem Abitur weiß man, wer man ist. So bezog Anne-Marie eindeutig Position für oder gewissen Aspekte im Leben.
————– Was war im Detail los? ————–
Im weiteren Austausch, der im Coaching überwiegend durch spezielle Fragetechniken durch den Coach erfolgt, konnten wir aber herausstellen, dass Anne-Marie ab einem gewissen Punkt instabil wurde im Hinblick auf ihre schulische Bildung. Konkret begann ihr Motivationstief seit dem ersten Lockdown im Herbst 2020. Das bedeutete, dass vor mir ein junger Mensch saß, dem seit fast eineinhalb Jahren zunehmend der Antrieb fehlte, seine Zukunft aktiv zu gestalten! Was selbst mich als Coach erschreckte war, dass Anne-Marie bereits in Betracht gezogen hatte, das Abitur gar nicht mehr zu machen. Denn viele in ihrem Umfeld hatten schon viel eher nach dem ersten oder zweiten Lockdown die Schule verlassen. Sie arbeiten seitdem ungelernt „irgendwas“. Hauptsache, den Druck nicht mehr fühlen, den man allein nicht mehr bewältigen kann.
Aus meiner Sicht war das der springende Punkt, was die Ursache für Anne-Maries Tief und das Aufgeben vieler anderer Schüler*innen gewesen ist:
- Das sich-selbst-Überlassen sein,
- der unterbrochene persönliche Kontakt zwischen Lernenden und Lehrenden
- und vor allem die fehlende Rückmeldung (Feedback im Unterricht).
————– Inwiefern Long COVID des Lernens? ————–
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben offenbar weitreichende Folgen. Deswegen trägt dieser Beitrag den Titel „Long COVID des Lernens„. Insbesondere die Lockdowns haben im Bildungsbereich offenbar teils Schneisen der Desorientierung hinterlassen. Dabei zeigen sich manche Auswirkungen mitunter auch später oder halten ungewöhnlich lange an. Vor allem scheint „Long COVID des Lernens“ diejenigen getroffen zu haben, bei denen in Zeiten des Homeschoolings wenig oder keine alternative/elterliche Unterstützung eingesetzt hat. Dies kann entweder aufgrund des Alters von Jugendlichen der Fall gewesen sein („alt genug“, siehe Anne-Marie), weil Eltern selbst übergebührend gefordert waren, die Pandemiesituation und/oder Corona-Maßnahmen zu kompensieren (z.B. systemrelevante Berufe) oder eben keine anderen Auffangmechanismen gegriffen haben.
Eine besondere Schwierigkeit der unterbrochenen Lernmotivation besteht aus meiner Sicht darin, dass unklar ist, wie eine etwaige Wiedergutmachung aussehen könnte. Im Fall von Anne-Marie fiel es mir daher ausnahmsweise einmal schwer, Ressourcen zu finden. Sie selbst hatte schon wirklich viel aus der verbliebenen Eigeninitiative heraus versucht. Daher hing Perspektivlosigkeit im Raum. Oder um mit Seneca zu sprechen:
„Wenn ein Mensch nicht weiß, welchen Hafen er ansteuert, ist kein Wind der richtige Wind.“
————– Ende gut, alles gut? ————–
Nichtsdestotrotz gelang es, bereits am Ende dieses einen Gespräches, ein Ziel zu formulieren. Anne-Maries Mutter schrieb mir etwas später: „…Vielen Dank für das impulsgebende Gespräch bei Ihnen. [Anne-Marie nutzt] den Anstoß, um Klarheit für sich zu schaffen. Sie ist auf Abikurs. […] Sie hat sich Ihren Rat zu Herzen genommen. […] Dann sah es schon alles nicht mehr so schlimm aus. Ich hoffe, es bleibt so und es klappt mit dem Abi.“
Tatsächlich hat Anne-Marie mittlerweile ihre Hochschulreife in der Tasche! Allerdings war es bis dahin wohl noch ein holpriger Weg. Ihre Mutter schrieb zum Ende des Schuljahres: „Anne-Marie musste leider in Nachprüfung in Mathe, […]. Zum Glück hat sie mündlich noch ein paar Punkte rausholen können und wird heute Nachmittag ihr Abizeugnis in den Händen halten. Es hat uns einige Nerven gekostet, aber umso mehr freuen wir uns jetzt.“
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM BESTANDENEN ABITUR!
Übrigens: Long COVID des Lernens? Oder hast Du anderweitig Schwierigkeiten, Dich auf Klausuren oder Deine Prüfungen konzentriert vorzubereiten? Kennst Du vielleicht sogar Prüfungsangst? Innerhalb eines Erstgespräches können wir klären, ob ich Dir eine Hilfe sein kann.
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Ruf an unter 01522-2810572 oder schreib‘ mir eine E-Mail an support@coaching-cat.online. Alles wird gut! 🙂
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