Als Dozent ist man auch Coach. Diese Phrase erinnert an meinen Beitrag Ein guter Tutor ist Lehrer und Psychologe, oder? Seinerzeit berichtete ich darüber, welche allgemeinen Tipps meine Lernenden erhalten. Dies beinhaltete zum Beispiel:
- vertreibt die Scheu, Fragen zu stellen
- geht aus dem Unterricht mit m e h r Wissen
Der heutige Beitrag bezieht sich allerdings speziell auf unser Zeitgeschehen. Und zwar auf den Russland-Ukraine-Konflikt, der zum Krieg eskalierte. Man ist als Dozent auch Coach. Insbesondere im aktuellen Ausnahmezustand „Krieg“ braucht es neben didaktischem Know-How auch Fähigkeiten als Coach. Denn:
Ein Fünftel meiner Lernenden am Studienkolleg sind Ukrainer.
Schon während dieses langjährigen Konfliktes habe ich immer mal Fragen an die Kollegiat:innen gerichtet: Fühlen Sie sich beeinflusst oder beeinträchtigt? Haben Ihre Freunde oder Verwandten Probleme? Zumeist bekam ich ein unbekümmertes Schulterzucken als Antwort. Oder man sagte mir, dass es nun schon so lange geht, dass man sich daran gewöhnt habe. Nicht schön, dennoch erleichternd. Denn ich sah, dass es ausreichend Fähigkeit zu Abgrenzung gab. Demnach stand einer guten Vorbereitung auf die Feststellungsprüfung nicht viel im Weg.
Bekanntermaßen hat sich das Blatt gewendet. Als der Krieg ausbrach, war einer meiner ersten Gedanken der an meine Kollegiat:innen. Dennoch habe ich in der sich anschließenden Semesterwoche zunächst nur beobachtet.
—————- Das Angebot zum Gespräch —————-
In der zweiten Woche nach Ausbruch des Krieges, ging ich in einer Pause auf „meine Ukrainer“ zu. Ich sprach sie direkt, aber zurückhaltend an. Dabei ging es nicht darum, Detailinformation zu bekommen. Stattdessen sollte mit einem Gesprächsangebot ein Signal der Hilfe gesetzt werden. (Ein einfaches Angebot zum Gespräch lässt den Gegenüber in seiner Lebenswelt. Es vermittelt Vertrauen in seine eigenen Ressourcen.)
Die Reaktionen in dem Gespräch waren unterschiedlich. Die meisten verhielten sich so, wie ich es bereits von „meinen Ukrainern“ kannte: Verschlossen. Aber man kann nicht wissen, ob es schlicht Hemmnisse gibt, sich mitzuteilen. (Anmerkung: Eigentlich bin ich ihre Physik-Dozentin. Eventuell liegt es auch daran :-)) Daher bot ich meine Hilfe zusätzlich schriftlich an (siehe Bild/Chat). Meine Kollegiat:innen wissen, dass ich auch als Coach arbeite.
—————- Die Annahme des Hilfsangebotes —————-
Beim nächsten Unterricht kam Ulyana M. (Name geändert) auf mich zu:
„Frau Klausch, Sie haben gesagt, ich kann reden. Ich weiß nicht, ich kann mich nicht konzentrieren. Ich denke immer über Krieg. Ich verstehe nicht so gut mehr den Unterricht. Was kann ich tun, damit ich wieder besser mich konzentrieren kann?“
Aus einem, für Coaching typischen, Fragenstellen ergab sich, dass Ulyana M. sich fortwährend Nachrichten aussetzt. Damit sind aber nicht die Nachrichten der Medien gemeint. Es sind Kurzmitteilungen von Freunden und Verwandten darüber:
- wo Bomben fallen,
- wer sich wo in Sicherheit bringt,
- wie die Versorgung bewerkstelligt wird,
- und ja, auch… wer gestorben ist.
Wenn man sich in die Lage eines jungen Menschen versetzt, der fernab der Heimat studieren möchte, aber seine Nächsten in solchen Umständen weiß, möchte man eigentlich nur eins: Umarmen.
Ulyana M. bekam den Arbeitsauftrag, mit ihren Kontakten klar definierte Zeitfenster zu vereinbaren. Dann können die Geschehnisse des Tages besprochen werden. Damit zieht Ulyana M. eine Grenze zwischen ihrer Lebenswelt in Dresden und den Abläufen in ihrer Heimat. Sie weiß, dass sie genug Zeit & Raum zum Lernen hat. Gleichzeitig haben sie und ihre Nächsten die Sicherheit, miteinander in kontinuierlicher Verbindung zu bleiben.
—————- Das Ergebnis —————-
Heute erzählte mir Ulyana, dass es ihr deutlich besser geht. Außerdem habe sie vor, wieder zum Sport zu gehen, um ihren Kopf frei zu bekommen. Denn sie möchte ihre Bildungsziele im Fokus behalten.
In dieser Unterrichtspause habe ich „meine Ukrainer“ dann lachen sehen… Lachen, ja, das darf man.
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Übrigens:
Hast Du akut Schwierigkeiten, Dich auf Klausuren oder Deine Prüfungen konzentriert vorzubereiten? Kennst Du vielleicht sogar Prüfungsangst? Innerhalb eines Erstgespräches können wir klären, ob ich Dir eine Hilfe sein kann.
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